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Zu Fuss zum Pokalhalbfinale: am Ostersonntag (23.3.2008) hatte ich wohl ein sehr einmaliges Vergnügen meines Lebens, als dem von meiner Wohnung gerade
mal 500 Meter entfernten Flughafenstadion in Köln-Höhenberg das erste Halbfinale im DFB-Pokal der Frauen stattfand. Der gastgebende TuS Köln rrh. war die absolute
Überraschungsmannschaft in der Runde der letzten vier, hatte allerdings auch bisher per Losglück sämtliche hochklassigen Gegner umschifft. So wartete erst ein Spiel vor
Berlin der erste Bundesligist auf das Team von Doreen Meier: die Gäste vom 1. FC Saarbrücken waren nicht nur der haushohe Favorit in dieser Partie,
sondern hatten auch dank mehrerer Busladungen persönlicher Unterstützung alle Vorraussetzungen geschaffen, bei strahlendem Sonnenschein ein "Heimspiel" am Rhein zu haben.
Die Kulisse war auf jeden Fall sehr würdig: bereits im Vorverkauf waren 1600 Karten für das Spiel im kleinen Stadion abgesetzt worden, unter den
insgesamt 4000 Zuschauern waren unter anderem DFB-Präsident Theo Zwanziger und die DFB-Trainerinnen Sylvia Neid, Bettina Wiegmann und Maren Meinert.
Köln erwischte einen Auftakt, wie er schlimmer nicht hätte sein können: bereits in der zweiten Minute setzte sich Nadine Kessler über halbrechts gegen die Abwehr der Domstädterinnen
durch und schob den Ball an Corinna Ernst vorbei ein. In der achten Minute war der Ball bereits erneut im Kölner Tornetz, doch Monique Klauß erkannte nach dem Freistoß von der rechten Seite
auf ein Foul der Saarländerinnen. Die erste halbe Stunde gehörte einzig und allein den Saarbrückern, Köln traute sich nichts zu und kam praktisch zu keinem bemerkenswerten Angriff. Zwar wurde das
Spiel des TuS nach der ersten Viertelstunde etwas ansehnlicher, was aber nach einem schwachen Auftakt nicht schwer zu erreichen war. Die erste Chance hatten die Gastgeberinnen dann in der 31. Minute, doch Nicole
Benders Schuss aus knapp 20 Metern stellten kein Problem für Romina Holz im FCS-Tor dar. Wenige Minuten danach gab es die beste Kölner Chance im ganzen Spiel: nachdem Selina Wagner den Ball auf Höhe der Mittellinie
verlor, landete der Ball über Nina Windmüller bei der freistehenden Meike Petry, die aber freistehend sowohl an Holz als auch an den Regeln scheiterte - Kölns einsame Stürmerin, die oft bemitleidenswert einsam in der Kölner
Offensivfront war, stand beim Abspiel im Abseits. Unter dem Strich hatte Köln Glück, dass Saarbrücken die Führung nicht schon nach 45 Minuten verdient höher gestaltete, zumal in den letzten fünf Minuten
Dzsenifer Marozsan zweimal aus guter Position scheiterte. So ging Saarbrücken, bei denen in der Schlussphase der ersten Halbzeit Stephanie Kaiser verletzt ausfiel, mit nur einem Tor Führung
in die Pause, es war also noch alles offen.
Nach der Pause waren die Domstädterinnen zwar agiler, aber weiterhin recht uneffektiv. Dieses Attribut konnte man an Nadine Kessler wahrlich nicht verteilen - die Saarbrücker Kapitänin
sorgte in der 50. Minute für mehr als die Vorentscheidung, als sie einen Freistoß von links mit dem Fuss ins Netz stocherte. Kurz danach hatte Lisa Schwab die Entscheidung auf dem Fuss, nach einem erfolglosen
Ausflug von Corinna Ernst aus ihrem Strafraum konnte Schwab den Ball nicht unter Kontrolle bringen. Bis zur Schlussphase hielten sich die Aufreger nun in Grenzen, Köln hatte noch zwei erwähnenswerte Gelegenheiten, während Saarbrücken
in der erstaunlich langen Nachspielzeit noch zweimal auf 0:3 hätte erhöhen können. Letztlich plätscherte die Partie so dem Ende - und dem langen und schier grenzenlosen Jubel der Saarbrückerinnen entgegen. Mit einem ungefährdeten
und sehr souveränen Sieg zog das Team von Günther Wöhrle so verdient ins Pokalfinale ein - Köln war letztlich der Aufgabe in keinster Weise gewachsen und enttäuschte zwar nicht ob des übersichtlichen Ergebnisses,
aber einer recht ernüchternden Spielweise.
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