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13. Mai 2006, eine Stadt steht Kopf: nachdem am Vortag die TSG Hoffenheim gegen 1860 München II gepatzt hatte, stand der TuS Koblenz
vor dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte: 1977 und 1978 stand man (als TuS Neuendorf) in den Aufstiegsspielen zur zweiten Bundesliga,
jetzt reichte ein Sieg aus den letzten drei Spielen (bzw. ein Punkt, sollte Darmstadt nicht alle drei Spiele gewinnen), um den Einstieg in die zweithöchste deutsche Spielklasse perfekt zu machen. Auswärts beim Absteiger Eschborn, zu Hause am letzten Spiel gegen
die bereits erwähnte zweite Mannschaft der Münchener Löwen oder eben möglichst gleich den ersten "Matchball" gegen die Bayreuther wollte man verwerten und das Deutsche Eck zum Beben bringen. Im Hinspiel hatte es ein
Unentschieden gegeben - da Darmstadt beim Tabellenersten Augsburg antreten musste, ein Ergebnis, mit dem man wohl den Aufstieg
klarmachen könnte.
Vor "5717 zahlenden Zuschauern" (Zitat Stadionsprecher) merkte man den Hausherren einen gewissen Respekt vor der Aufgabe an. Zwar stand man defensiv sicher, in
der Offensive passierte in den ersten Minuten allerdings nichts. Erst nach zirka zehn Minuten schafften es die Rheinländer, langsam den Druck auf das
Bayreuther Tor zu erhöhen. Erste Chancen stellten sich ein, in der 20. Minute brandete dann großer Jubel im Stadion Oberwerth auf: Salif Keita zog aus 16 Metern ab - Tor!
Koblenz hatte nun die Partie im Griff. Bayreuth kam gegen die sicher stehende Abwehr selten zu Angriffen. Allerdings schluderten die Gastgeber ihrerseits
ebenfalls in der Offensive, Chancen wurden viel zu selten erarbeitet - und wurden im Zweifelsfalle vergeben. Die wohl größte Chance zum 2:0 hatte Dmitrijus Guscinas, der in der 39. Minute
aus sieben Metern vergab. Plötzlich zappelte der Ball dann im anderen Netz: Stefan Seufert was völlig überraschend frei zum Schuss gekommen und glich für die Bayreuther in der 43. Minute aus. Ziehl und
Rahn hätten für Koblenz in der Schlussminute diesen "Betriebsunfall" korrigieren müssen, doch der eine schoss knapp am Tor vorbei, dem anderen fehlten Zentimeter, um rutschend den Ball zu erreichen. So ging man mit einem
Unentschieden in die Pause, welches zu diesem Zeitpunkt - Augsburg führte 1:0 gegen Darmstadt - zwar schon den Aufstieg bedeutet hätte, aber keineswegs befriedigend erschien.
Koblenz begann die zweite Hälfte extrem defensiv. Bayreuth hatte zwar dadurch viel Ballbesitz und Feldüberlegenheit, aber die Abwehr der Koblenzer schien wenig anfällig. So musste ein Standard herhalten: Freistoß aus zwanzig
Metern in der 59. Minute, für die Bayreuther trat Visar Rushiti an - und semmelte den Ball unhaltbar und "Tor des Monats"-verdächtig in den linken oberen Winkel. Die Gäste hatten das Spiel gedreht und fingen sofort an, das Spiel
langsam zu machen. Koblenz brauchte hingegen gut zehn Minuten, bis man sich von diesem Schock erholt hatte. Langsam aber sicher kamen aber nun die Chancen für die Gastgeber. Nachdem sich die Anhänger des TuS zunächst ein paar Mal die Haare raufen mussten, stand
Dubravko Kolinger nach einem Freistoß von links goldrichtig - 2:2 (80.). Um ehrlich zu sein, schien es nun so, als wolle sich der Gast nicht mehr unbeliebt machen, auf Sieg spielte Bayreuth auf jeden Fall nicht. Koblenz zeigte zwar in den
letzten zehn Minuten noch ein paar nette Angriffe, aber von wirklichen Torchancen kann auch hier nicht die Rede sein.
Da Darmstadt parallel 0:3 in Augsburg gewann, kannte der Jubel der Rheinländer keine Grenzen. Sympathisch übrigens, dass zum einen sofort nach Spielende die Stadiontore geöffnet wurden und zum anderen auch die Bayreuther teilweise
es sich nehmen ließen, auch etwas mitzufeiern. Sicherlich, diese Partie war nicht das feinste, was jemals in Oberwerth gespielt wurde, letztlich wird man aber trotzdem noch lange an Rhein und Mosel von diesem Tag sprechen. Herzlich willkommen in Liga 2!
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