Piranha Chur - Red Ants Rychenberg 5:6 SD (2:0, 1:3, 2:2, x:1)

Die Pöttchen standen wohl noch frisch poliert in der Geschäftsstelle von Swissunihockey, als am 2. April 2011 die erste von maximal fünf Etappen zur schweizer Meisterschaft der Damen angepfiffen wurde. Piranha Chur empfing, nach dem bisherigen Saisonverlauf wohl nicht gerade eine sensationelle Paarung, sondern die erwartete sportliche Kost der beiden dominierenden Teams der Saison 2010/11. Ob Mirca Anderegg oder Sandra Dirksen, ob Karoliina Kujala oder Silvana Nötzli am Ende des sportlichen Vergleich den grösseren Pokal in der Hand halten würde, wurde freilich in dieser ersten Partie in der Sporthalle Gewerbeschule noch nicht entschieden - aber einen wichtigen Fingerzeig stellte dieses Match definitiv dar.
Der Willkommensgruss ging in Person von Corin Rüttimann nach nur zwei Minuten an die Gäste: Karoliina Kujala zeigte, dass es auch ohne ihre Schwester Spass macht, an Toren gegen die Ants beteiligt zu sein, und legte von der linken Seite schön für das schweizer Super-Talent zum ersten Tor dieser Finalserie auf. Man kann an sich nicht sagen, dass die Gastgeberinnen in diesem ersten Drittel drückend überlegen gewesen wären - beide Teams hatten Phasen mit Feldvorteilen - doch Piranha wirkte dabei einfach einen Schritt reifer und effektiver. Auch eine zwischenzeitliche Strafzeit gegen Katrin Zwinggi konnte nichts an der Churer Führung ändern, der Ball lief zwar bei den Ants gut, die Bündner Raute aber besser. Am besten lief aber Mirca Anderegg, die eine Minute vor der Pause ein einfach formidables Solo abschliessen Konnte erst lief sie an Freund und Feind vorbei quer übers Feld, um dann Jana Christianova aus der Drehung und aus spitzem Winkel zu überwinden - da musste auch der Ameisenfreund neidisch Applaus zollen - allein dieser Treffer hätte die 2:0-Führung schon in die Kategorie "verdient" gehoben.
Die erste Minute des zweiten Drittels war dann erst einmal etwas für die Freunde wundersamer Strafzeiten - die etwas wackelig wirkenden Elmer/Schellenberg warfen zunächst Corin Rüttimann für zwei Minuten vom Feld wegen hohem Stocks - 19 Sekunden später durfte Andrea Eberle auf dem anderen Turnkasten dafür sorgen, dass ihre Landsfrau nicht ganz so alleine auf der Bank sass. In Folge musste aber nun der Herr an der Spielstandsanzeige auch den Knopf "Tor Gäste" in der Praxis anwenden - zum ersten Mal zwang ihn Alexandra Frick dazu in der 24. Minute dazu. Der Einsatz beim Assist von Simone Ryser war allerdings auch so ehrenwert, dass dieser Treffer, obgleich Sara Vitetti etwas verwirrt schien, erzielt wurde, denn die ehemalige Finnland-Legionärin bediente ihre Mannschaftskameradin im Fallen zum Anschlusstreffer. Eine Spielerin fand in diesem Spielbericht noch gar keine Erwähnung - Sandra Dirksen sorgte in der 27. Minute dafür, dass sie auf keinen Fall vergessen werden konnte in diesem Spielbericht, denn nach Pass von Andrea Eberle stand die deutsche Nationalmannschaftskapitänin goldrichtig und sträflich frei und traf so zum Ausgleich aus dem Slot. In der 31. Minute hätte Jana Christianova fast einen Zauberkonter mit einem Auswurf eingeleitet - die Krux war allerdings das kleine Wort "fast", denn der an sich gute Auswurf wurde mit viel Geschick von Ramona Gabathuler abgefangen, die Eija Pasanen die erneute Churer Führung auflegte. Doch die Freudenmomente der Churerinnen dauerten gerade einmal 46 Sekunden, dann war es auf der anderen Seite an Silvana Nötzli, einen Ordell-Pass zum 3:3 zu verwandeln. Das Match war nun packend, offen und extrem fliessend - nur selten kam es zu Unterbrechungen. Zwei Wehrmutstropfen gab es dann aber doch noch aus Sicht der Gastgeberinnen: zunächst fiel Rüttimann aus, nachdem sie offenbar umgeknickt war, kurz vor der Pause musste dann noch Sabrina Arpagaus die Segel für den Rest des Drittels streichen - allerdings nicht wegen körperlicher Blessuren, sondern, weil sie den Ball mit dem Arm gestoppt hatte. Dementsprechend konnten die Ants mit dem guten Gefühl in die zweite Pause gehen, die Partie nicht nur ausgeglichen zu haben, sondern noch mit verbleibenden 85 Sekunden Überzahl in den dritten Spielabschnitt zu starten.
Dass dieses Gefühl noch besser wurde, dafür war dann nach 46 Sekunden im vermeidlichen Schlussdrittel Sandra Dirksen verantwortlich. Nach einem Pass von Andrea Hofstetter überwand Dirksen aus wenigen Metern Vitetti und brachte somit ihr Team in diesem Spiel erstmalig in Führung. In Folge hatte Natalie Stadelmann zwei sehr gute Chancen, so dass die Partie drohte zu kippen - doch Rüttimann schien nicht nur irgendwie verbunden, sondern von der Piranha-Medizinabteilung geradezu getunt geworden zu sein - denn als sie in der 46. Minute nach einem Kujala-Musterkonter über aussen den Ausgleich erzielte, war dies schon eher glücklich, als aber nach einer klaren Drangphase der Gäste, die Mark van Rhooden sogar zur Auszeit zwang, die Nationalspielerin sogar nach einer Gabathuler-Vorlage auf linker Position in der 49. Minute ihr Team mit 5:4 in Front schoss, schien das Schlussdrittel schon geradezu auf den Kopf gestellt. So war es sportlich sicherlich nicht unverdient, dass Hofstetter sich anderthalb Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit als Torschützin feiern lassen konnte und somit die Verlängerung erzwang.
Aufgrund meiner Zugverbindung - ich musste bis 23:25 in Basel sein, was mir knapp gelang - konnte ich dieser leider nicht beiwohnen, so dass mir vom Spannungs-Highlight der Partie nur bleibt, die goldene Torschützin zu nennen: 9:22 Minuten waren bereits gespielt, als Silvana Nötzli ihren zweiten Treffer schrieb und somit sicherlich tosenden Jubel nach einer für die Serie sehr vielversprechenden Partie unter den Ants-Anhängern auslöste.


  Piranha Chur   Red Ants Rychenberg
33 Sara Vitetti (TW) 37 Jana Christianova (TW)
41 Daniela Kessler (TW) 72 Linnea Lexe (TW)
7 Sabrina Arpagaus 4 Ursina Hollenstein
10 Ramona Gabathuler 5 Sina Casutt
11 Geraldine Rossier 7 Andrea Eberle
12 Manuela Dominioni 9 Claudia Kunz
13 Sonja Putzi 10 Natalie Stadelmann
14 Mirca Anderegg 11 Sandra Dirksen
16 Isabelle Fausch 12 Margit Scheidegger
18 Michelle Russi 13 Andrea Hofstetter
19 Karoliina Kujala 14 Simone Ryser
21 Simona Streiff 15 Karin Meienhofer
22 Seraina Ulber 17 Silvana Nötzli
23 Ramona Kindschi 18 Hanna-Kaisa Savolainen
24 Flurina Marti 20 Alexandra Frick
26 Eija Pasanen 23 Daniela Stettler
31 Laura Bürgi 24 Andrea Auer
61 Katrin Zwinggi 26 Michaela Kathriener
88 Tanja Kornberger 33 Therese Ordell
92 Corin Rüttimann 98 Elzbieta Piotrowska