Warberg IC - Storvreta IBK 7:8 i.P. (2:3, 2:1, 3:3, 0:0) - 2:3 pen.

Während am Vorwochenende im deutschen Floorball-Fokus eher die Damen mit Antje Schmidts Bronzemedaille für SB-Pro und der schweizer Meistertitel für Sandra Dirksen und die Red Ants Rychenberg standen, war am vorösterlichen Wochenende am 16. April 2011 der klare Fokus auf die Herren der Schöpfung gelegt: während in der Heimat sich Wernigerode und Leipzig zum Sensations-Finale um die Deutsche Meisterschaft trafen, zog Fredrik "The German Floorball-Wunderkind" Holtz mit seinen Mannen des Storvreta IBK von Uppsala nach Malmö aus, um sich dort mit Warbergs IC um das begehrte "SM-Guld", die Goldmedaille der schwedischen Meisterschaft zu messen. Nach vielen Jahren Globen ging das "SM-Finalen" nun in die Malmö-Arena, die nicht nur mit ihrer geradezu perfekten Verkehrsanbindung zu glänzen wusste - 11532 Zuschauer und eine sehr gute Organisation machten das SM-Finalen 2011 zu einem Spitzenevent.
Den toremässig besseren Start erwischte das nominelle Heimteam: nach einem Zweikampf im Mittelfeld musste Joel Kanebjörk in der 4. Minute auf die Strafbank, nur 14 Sekunden brauchte Magnus Svensson, bis der Ball im Tor von Viktor Klintsten zappelte. Doch auch sein Klintstens Gegenüber, Peter Sjögren, sollte in einem schnellen, packenden Match schnell hinter sich greifen müssen: Jesper Berggren bediente Hannes Öhman zentral mit einem Traumpass, der Finne zog flach ab und das Spielgerät zappelte im Fangnetz. Langeweile? Fehlanzeige! Die Zuschauer in der Malmö Arena bereuten keine Sekunde Anreisekosten, Eintrittspreise oder die obligatorischen Fanartikel für die Kleinen oder Daheimgebliebenen - in den nächsten Minuten galt das vor allem für die zahlenmässig unterlegenen Fans in roter Kutte, die mit Storvreta hielten: nach einem Öhman-Schuss kriegte die Abwehr von Warberg den Ball nicht aus der Gefahrenzone, Henrik Stenberg schaltete am schnellsten und erhöhte auf 2:1 für sein Team - nur drei Minuten später zeigte Öhman mit einem Schuss vom linken Rückraum nach einem Mika Kohonen-Pass, was ein Finne unter "trockenem Abschluss" versteht. Doch immer wieder gab es Situationen vor dem Tor von Klintsten, wo den Herren in rot etwas Entschlossenheit fehlte: eine Minute vor der Pause wurde ein SChuss von Johan Bengtsson so unglücklich von einem Abwehrspieler abgefälscht, dass Linus Henrisson keine Probleme mehr hatte, Storvretas Schlussmann zu überwinden - somit ging es mit einem Zwischenstand von 2:3 in die erste Pause.
In Mullsjö skandierten die Fans noch "Vi älskar Tyskland" - und dass Floorball-Deutschland mit Storvretas Nummer 8 ein Floorball-Juwel zwischen Genie und Wahnsinn besitzt, bewies Fredrik Holtz gleich mehrfach in den ersten zehn Minuten des zweiten Drittels, die ansonsten vergleichsweise unspektulär verliefen: erst musste der Deutsche in der 28. Minute für ein dummes Handspiel, als er einen Auswurf von Sjögren mit dem Arm stoppte, auf die Strafbank - kaum hatte Storvreta diese aber überstanden, sprintete der rote Kraftblitz auf Daniel Gunnarsson zu und nietete diesen mitten auf dem freien Feld und wohl leicht jenseits der Regeln derart um, dass Kanebjörg völlig freie Schussbahn hatte und diese zum 4:2 nutzte - ein Tor für die Holtzsche Familiengalerie und für die Antipathie-Wertung des gigantischen blau-weissen Warberg-Fanblocks gegen die ansonsten souveränen Schiedsrichter Rasbrink/Grahn-Gustavsson. In der Spielzeit konnte keiner der beiden Torhüter der Partie einen starken Stempel aufdrücken - und auch der Anschlusstreffer durch Jim Canerstam in der 35. Minute, der Klintsten durchrutschte, war keineswegs unhaltbar. Die Stimmung kochte über, als zwei Minuten später Rikard Eriksson mit einem präzisen Querpass Johan Bengtsson fand und dieser mit einem direkten Abschluss auf 4:4 ausglich - der Stand, mit dem diese heisse Partie in die zweite Pause ging.
Auch am fünften Tor von Storvreta war wieder Holtz beteiligt: zwar traf Öhman in der 43. Minute in Überzahl nach einem Kohonen-Pass, die Strafe hatte aber der deutsche kurz zuvor gegen Henrik Olofsson herausgeholt. Doch Joakim Andersson wollte diese Führung des Gegners nicht akzeptieren - sein Distanzschuss in der 44. Minute, der genau in den langen Winkel einschlug, war schon extrem sehenswert. Die nächsten Minuten sahen eher Warberg - und wieder war es ein abgefälschter Ball kurz vor Klinsten, der die blau-weissen Fans jubeln liess - dieses Mal war Svensson der Nutzniesser dieser unglücklichen Situation. Aber auch hier gab es eine Antwort von Storvreta - genaugenommen aus Holtz-Land - nach einem schönen Querpass von Stefan Jacobsson zog unser Floorball-Star direkt ab und liess damit die roten Fans wieder jubeln - als 27 Sekunden später, ebenfalls noch in der 50. Minute dann noch Öhman mit fast dem gleichen Spielzug, dieses Mal nach Zuspiel von Mattias Samuelsson, zum 7:6 für die nominellen Gäste traf, drohte die Partie völlig zu kippen und die Titelverteidigung schien greifbar. Doch dieses Spiel hatte einfach mehr verdient - und Bengtsson schaltete nach einem geblockten Olofsson-Schuss am schnellsten und erzielte fünf Minuten vor dem regulären Ende des Lochball-Thrillers den erneuten Ausgleich, der - soviel kann man verraten - auch der Stand nach sechzig Minuten war - den letzten Aufreger der regulären Spielzeit war schliesslich ein "Flitzer", der aber ganz unaufgeregt von den Ordnern abgeräumt wurde.
Beide Teams hatten zwar Chancen in den zehn Minuten der Verlängerung, letztlich merkte man aber nun beiden Teams den Respekt gegenseitig an, so dass deutlich weniger Arbeit auf die Goalies zukam. Es musste also in das Penaltyschiessen, was schon fast nach einem so ausgeglichenen Spiel in einem erschreckenden Gleichschritt endete: im ersten Durchgang versagten Larsson und Kohonen schon beängstigend schlecht, während in Runde zwei es sowohl Canerstam als auch Joakim Olsson besser machten. Emanuelsson und Niklas Winroth verdienten sich mit ihrem Versuch in Runde 3 eine Extra-Lektion in der Penalty-Schiess-Schule - und spätestens als im vierten Durchgang sowohl Bengtsson als auch Stenberg am Pfosten scheiterten, wusste ein jeder, dass der Floorball-Gott schon etwas ganz krasses getrunken haben musste, bevor er an diesem Floorball-Tag Skane geküsst hatte. Runde fünf: Svensson versuchte irgendwie, mit dem Ball durch Klintsten durchzulaufen, was genauso wenig Erfolgsaussicht hatte wie der Versuch von Örjan Skogström. Somit ging es in den zweiten Fünfer, dieses mal mit Sudden Death und eventuell veränderter Reihenfolge. Canerstam durfte als erstes für Warberg ran und traf erneut souverän, Kohonen zeigte in seinem zweiten Versuch, dass er an sich durchaus Penalties schiessen kann. In der siebten Penalty-Runde versiebten dann Larsson und Öhman, wobei bei ersterem Fehlversuch die Warberg-Fans sich endgültig auf die Unparteiischen einschossen: der Ball war zwar im Netz, aber vorher doch sehr eindeutig zurückgezogen - eine korrekte Entscheidung, den Treffer abzuerkennen. Emanuelsson konnte im achten Penalty seines Teams nachweisen, dass eine Lektion in der Penalty-Schule nicht nur fünf Minuten dauert und vergab erneut - mit dem insgesamt sechszehnten Penalty erlöste dann Stenberg seine Fanmeute, als er endlich den entscheidenen Treffer markierte und damit rund um Uppsala und Malmö nach einem denkwürdigen Spiel und der Titelverteidigung von Storvreta eine lange Floorball-Nacht einläutete.


  Waberg IC   Storvreta IBK
1 Peter Sjögren (TW) 80 Viktor Klintsten (TW)
35 Per Svedin (TW) 1 Carl Albin Engholm (TW)
6 Christian Kjellman 4 Jakob Drews
8 Adam Brobakken 5 Joel Kanebjörk
9 Jim Canerstam 6 Gustaf Bäckstöm
11 Mattias Hasselström 8 Fredrik Holtz
13 Simon Nilsson 9 Staffan Jacobsson
18 Joakim Andersson 12 Henrik Stenberg
19 Johan Bengtsson 13 Mattias Samuelsson
20 Magnus Svensson 14 Hannes Öhman
22 Linus Henriksson 16 Victor Andersson
29 Daniel Gunnarsson 17 Peter Svensson
30 Mathias Larsson 18 Joakim Olsson
34 Martin Emanuelsson 21 Jesper Berggren
40 Rikard Eriksson 22 Kim Johansson
50 Kim Hadelund 23 Josef Samuelsson
57 Magnus Danielsson 27 Niklas Winroth
61 Henrik Olofssson 29 Mika Kohonen
81 Jimmy Lindblom 61 Örjan Skogsström
91 Ales Zalesny