Ungarn - Slowenien 8:3 (3:0, 1:2, 4:1)

An sich konnte aus Sicht der Ungarinnen in dieser Partie nichts schiefgehen - auf dem Papier war der Gegner Slowenien einfach zu schwach, um tatsächlich mit einem eigenen Sieg die Estinnen noch einmal im Freudentaumel zu wiegen. Allerdings hatten die Ungarinnen in diesem Turnier auch schon zu viele andere Dinge erlebt, die "an sich" gar nicht möglich sind, so dass ein gewisses "Restrisiko" bei den Magyarinnen blieb, sich vollends zu blamieren und die WM 2011 per Livestream und Tribünenticket zu verfolgen.
Auf den Spielerrängen fand sich so eine etwa zwanzigköpfige Kohorte von nett anzusehenden Damen in blauen Trainingsanzügen wieder, die gerade ihre Liebe zum slowenischen Floorball entdeckt hatten - und schon nach wenigen Minuten wurden die "Slovenia"-Rufe lauter und hoffnungsvoller: Nicht nur, dass die ersten Minuten und die ersten Torchancen dem Underdog gehörten, Ungarn brauchte sage und schreibe vier Minuten, um überhaupt einen ersten Warnschuss auf das Tor von Tanja Matijasevic abzugeben. Der Druck auf das slowenische Tor stieg zu langsam an, bis dann nach 8:48 Minuten der Ball doch erlösenderweise im slowenischen Tor landete: Fanny Sandorovszky hatte nach einem Pass von Judit Meszaros getroffen. Als Brigitta Radacsi in der 13. Minute auf 2:0 mit einem nicht gerade unhaltbaren Flachschuss erhöhte, sank die Laune im estnischen Lager merklich. Doch von Sicherheit war auch weiterhin nichts zu sehen bei Ungarn - vielmehr zitterte sich das Team der Pause entgegen - allerdings hob Veronika Szarvas das Spielgerät vierzig Sekunden vor der Pause noch über Matijasevic, als diese zunächst einen Schuss abgelenkt hatte, der Abpraller aber bei Nicole Vertesi landete, die Szarvas bediente. 3:0 war ein deutliches Ergebnis, was auch die Estinnen zur Heimreise animierte - da aber zum Beispiel kurz vor Szarvas Treffer die Sloweninnen einen Freischlag an die Latte geschossen hatten, blätterte der Glanz des Zwischenstands bei näherem Hinsehen zu schnell ab.
Szarvas eröffnete auch das Toreschiessen im zweiten Drittel, als ihr Flachschuss zum 4:0 nach 23:14 Minuten einschlug und Slowenien, symptomatisch für praktisch alle Mannschaften im gesamten Turnier, sich sicherlich eine bessere Torfrau gewünscht hatte. Aber auch dieses dicke Polster - Slowenien musste nun ja schliesslich bereits fünf Tore Schiessen, um für Jubel auf der estnischen Heimreise zu sorgen - brachte keine Sicherheit. Der deutschen Erinnerung wurden Gedanken an die WM 2009 nahe, als eine völlig verunsicherte deutsche Mannschaft bei weitem ihr Potential nicht ausschöpfen konnte. Die gezeigte ungarische Leistung war, bei allem Mitleid mit den tapfer kämpfenden Spielerinnen, für die beste europäische Mannschaft der WM-B-Gruppe 2009 einfach unwürdig - und zwei estnische Treffer bis zur Pause, einmal durch Nela Mlinar, die nach einem tollen Querpass von Kristina Sifrar Borbala Teleki in der 30. Minute keine Chance liess, und durch Ursa Debevec, die anderthalb Minuten vor der Pause von der rechten Seite auf den 4:2-Pausenstand verkürzte, sorgten entsprechend keineswegs für nervliche Entspannung.
Auch im dritten Drittel begann Ungarn mit einem Treffer - Vertesi eroberte auf schöne Weise den Ball und bediente Szarvas im Slot, die den Ball unter die Latte beförderte (46.), doch nur eine Minute später stand Meszaros im eigenen Schutzraum, als die Slowakinnen eine ihrer besten Chancen hatten - Nela Mlinar vergab allerdings gegen die inzwischen eingewechselte Enikö Karpati. Im Powerplay zeigten die Sloweninnen dann allerdings Offensivqualitäten, die man sich kaum hatte erträumen wollen - dankbar eingeladen von den Ungarinnen, die Katja Jadric auf dem rechten Flügel völlig alleine liessen, als diese in der 48. Minute auf 5:3 verkürzte. Eine schöne Balleroberung von Reka Kovacs in der 50. Minute liess dann aber alle Sorgen verschwinden - Kovacs und Szarvas trafen schliesslich noch innerhalb von 19 Sekunden (57./58.), um mit einem souverän wirkenden 8:3-Endergebnis für ihr Team die sportliche Reise in die Schweiz einzutüten.


  Ungarn   Slowenien
18 Borbala Teleki (TW) 19 Tanja Matijasevic (TW)
21 Enikö Karpati (TW) 1 Laura Zavbi (TW)
4 Dominika Aleksic (TW) 3 Polona Drasler
2 Vivien Jetzin 4 Ursa Debevec
5 Judit Meszaros 5 Sasa Krzic
6 Nora Susztak 6 Slavica Ferkolj
7 Nora Mayer 8 Simona Dolinar
8 Zsuzsanna Tilk 12 Kristina Sifrar
9 Nicole Vertesi 13 Nela Mlinar
10 Veronika Szarvas 14 Katja Jadric
12 Vivien Varadi 15 Tanja Alic
14 Anna Harmat 17 Ana Pristavec
15 Brigitta Radacsi 19 Tanja Matijasevic
16 Fanny Sandorovszky 21 Karin Zavbi
19 Reka Kovacs 22 Anamarija Kosir
    61 Marjetka Pirc