Auf dem Papier gab es sicherlich verlockendere Partie an diesem Abend des 11. Oktobers - doch mit den Red Ants, mit denen meine Berichterstattung über das schweizer Unihockey groß geworden war und den Riders, die verschiedenste befreundete Spielerinnen aus mehreren Ländern in ihrem Lineup haben, war dieses Abendmatch in Rüti geradezu eine Traumansetzung für einen der letzten Schweiz-Besuche mit dem Kamera-Koffer. Zur Freude des deutschen Herzens auch dabei: Nationaltorhüterin Christa Brünn, die allerdings für Martina Fauser "nur" den Backup machte - Einsatzzeit bekamen aber mit der deutschen Lochball-Abwehr-Konstante Katja Timmel für die Riders und Pauline Baumgarten bei den Ants zwei deutsche Nationalspielerinnen.
Entgegen aller Unkenrufe schien die Wahl auf einem durchaus glücklichen Händchen basiert zu haben: bereits nach fünf Minuten brachte Michele Grob ihre Riders in Führung. Danach kam es zu einer ersten strittigen Szene einer allgemein eher ruppigeren Patrie, als Margit Scheidegger deutlich nach Abpfiff einen Zweikampf noch durchzog und damit die verdutzte Salome Ulrich und weitere Bestrafung in die Bande schickte. Die Red Ants rappelten sich auf und trafen in der neunten Minute durch Alexandra Frick, die Fauser aus ihrer Sicht etwas unglücklich im kurzen Eck erwischte. Unter dem Strich reichte diese Initialzündung den Winterthurerinnen aber nicht - vielmehr ließen sich die Ants von ihrem Kurs nicht abbringen und spielten ihrerseits gradlinige Angriffe wie in der 11. Minute, als Diana Isjomina nach einem langen Pass aus der Abwehr und einem mindestens ebenso Fleißkärtchen-verdächtigen Querpass von Dominique Linhardt am langen Pfosten nur noch an Linnea Lexe vorbeischieben brauchte. Letztere bewieß durchaus Unterhaltungswert, da sie in mehreren Situationen ihr sehr physisches Torwartspiel zeigte. Außerdem musste die Schweden-Rückkehrerin den Ball noch einmal im ersten Drittel aus ihrem Tor fischen, als Evelina Garbara nur drei Sekunden vor dem Pausenpfiff einen Freischlag nach eben einem zu starken Schubser der Schlussfrau verwertete.
Aus dem zweiten Drittel ließ sich keinerlei Zählbares berichten. Die Red Ants versuchten zwar, den "Betriebsunfall" zu korrigieren, bissen sich aber an einer gut gestaffelten und sehr disziplinierten Abwehr der Gegnerinnen die Zähne aus. Nur einmal musste der Spielsekretär zum Kugelschreiber greifen - eine halbe Minute vor der Pausensirene hielt Lexe den Stock der Gegnerin und sorgte dafür, dass die Riders in Überzahl ins Schlussdrittel gingen.
Nachdem dieses Powerplay torlos blieb, wurde fortan der Druck auf Fauser immer größer - insbesondere auch angestachelt durch den Anschlusstreffer von Nina Kälin, die ihrem Team damit noch sechszehn Minuten gab, wenigstens noch den Ausgleich zu erzielen und damit die Verlängerung zu erzwingen. Doch weiterhin schienen die Mittel des Teams von Kati Eteläpää zu begrenzt, die überraschenden Momente zu gering. Zwei Minuten potentielle Aufholjagd mussten die Red Ants dabei noch nach einem unmotivierten Stockschlag im Mittelfeld durch Patrizia Leone verstreichen lassen (48.). Selbst in den letzten drei Minuten, die die Red Ants komplett mit sechs Feldspielern spielten brachte bis auf eine kleine Schusschance durch Pascale Pfister aus der eigenen Hälfte keine nennenswerte Versuche auf das Rychenberger Tor ein - auf der anderen Seite stand aber Fauser nach ihrem kleinen Faux-Pas sicher und war somit einer der Säulen in einer defensiv starken Mannschaft, die letztlich von einem verdienten Überraschungssieg sprechen lassen müssen.

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