Estland - Slowenien: Jürgen Zopp - Grega Zemlja 6:4 4:6 6:7(3) 3:6

Nach längerer Abstinenz (und dem Daviscup Großbritannien - Israel, bei dem mir die Akkreditierung nach langem hin und her versagt wurde) ging es am Osterwochenende 2007 endlich wieder zum Teamwettbewerb der Tennis-Herrenteams, dem Daviscup. Vom 6. bis zum 8. April 2007 stand in Tallin das Duell Estland - Slowenien auf dem Plan. Die Esten hatten an sich nur ihr Heimrecht gegen die stark favorisierten Gäste zu bieten - denn während die Grega Zemlja, Marko Tkalec, Luka Gregorc und Blaz Kavcic gleich vier Spieler aus den Top 500 der Einzel-Weltrangliste aufboten, kamen Mait Kunnap, Vladimir Ivanov und Jürgen Zopp nicht über ein vierstelliges Ranking hinaus, der 19-jährige Mikk Irdoja als vierter Mann kann erst gar nicht mit einem ATP-Ranking aufbieten.
Den Auftakt der Begegnung machte der 19-jährige Deutsch-Balte Jürgen Zopp, der mit der slowenischen Nummer 1 Zemlja gleich einen schweren Brocken im Tondiraba Tennisekeskus serviert bekam. Zemlja servierte zuerst und sah sich mit 15-40 gleich im ersten Spiel der ersten schweren Aufgabe entgegen. Zwar brauchte Zopp den dritten Breakball, doch dann ging er tatsächlich sofort mit einem Break in Führung. Seinen Aufschlag konnte er - wenn auch etwas wackelig - halten, so dass er das komfortable Polster sichern konnte. Danach passierte nicht mehr viel Nennenswertes im ersten Satz - Zopp schlug einfach zu brutal gut auf und konnte so auch etwas knifflige Situationen sicher meistern. Letztlich hieß es am Ende des ersten Satzes 6:4 für Estland.
Im zweiten Satz ließ die Aufschlagdominanz beim Spieler des Gastgebers etwas nach. Auch wenn er bis kurz vor Ende des Satzes lediglich einen Breakball abwehren musste, so ließ er etwas Souveränität vermissen. Letztlich bildete das zehnte Spiel des zweiten Satzes den Wendepunkt der Partie: Zopp, der beim Stand von 4:5 aus seiner Sicht aufschlug, verlor gleich die ersten beiden Punkte und stand so letztlich 15-40 in Rückstand. Zwar kämpfte er sich bravurös zurück, doch bei eigenem Vorteil leistete er sich einen Doppelfehler, musste letztlich noch einen dritten Breakball abwehren - und scheiterte an dieser Aufgabe. Das Match war wieder offen.
Während Zemlja nun immer sicherer agierte, leistete sich der Deutsch-Este immer wieder kleine Schwächephasen. Im zweiten und achten Spiel des Satzes konnte er zwar noch gerade so seinen Aufschlag retten, bis dahin hatte er aber bei gegnerischem Aufschlag erst magere vier Punkte geholt. Beim Stand von 5:4 für die Gäste gab es sogar vier Satzbälle gegen Zopps Aufschlag, doch er zog sich gerade so noch aus der Affäre und rette sich in den Tie-Break. Hier verliefen die ersten fünf Punkte ausgeglichen, danach verlor Zopp bei eigenem Aufschlag beide Punkte, so dass dieser Satz trotz eines darauffolgenden Doppelfehlers von Zemlja nicht mehr zu gewinnen war.
Der vierte Satz von Zopp gefiel mir wieder etwas besser, allerdings ließ er sich hier völlig unnötig die Butter vom Brot nehmen: im siebten Spiel schlug der Balte beim Stand von 3:3 auf und schien das Spiel souverän zu kontrollieren, doch aus einem 40-0 wurde letztlich ein Breakball und nach fünf Punkten in Folge für Slowenien musste nun schon das "Wunder von Tallin" her. Um dies vorwegzunehmen, dieses blieb aus, Zopp verlor zudem noch einmal sein Aufschlagspiel, so dass am Ende ein 6:3 der Gäste zu Buche stand.
In einem spannenden, wenn auch bei weitem nicht hochklassigen Match konnte der Este an seine starke Leistung im ersten Satz nicht anknüpfen, so dass Slowenien aus dieser Partie mit einem blauen Auge in Führung ging.