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Nach der traditionellen Eröffnungsfeier (die mal wieder wie alle Moderationen praktisch ausschließlich in Estnisch gehalten wurde...) stand am zweiten Tag der Daviscupbegegnung Estland-Slowenien traditionell das Doppel
auf dem Programm. Plötzlich standen die Gäste gegen die Balten, die in dieser Partie wohl nichts zu verlieren hatten, unter Druck, vielleicht lässt sich auch so das Erscheinen von Grega Zemlja erklären,
den der slowenische Kapitän Blaz Trupaj für den an sich vorgesehenen Blaz Kavlic aufbot.
Gleich im ersten Spiel hatten die Gastgeber eine erste Schrecksekunde zu überwinden, doch Mait Kunnap konnte sich aus einem 0-30 gegen den eigenen Aufschlag befreien.
Doch auch Luka Gregorc agierte bei seinem ersten Aufschlag nicht souverän und schloss das Spiel beim Stand von 30-40 mit einem Doppelfehler ab - unter dem Jubel der an diesem
Tage deutlich weniger erschienenen Esten lag das Heimteam bereits nach wenigen Minuten mit 2:0 in Führung. Zwar gerieten im Laufe des Satzes sowohl Kunnap als auch Jürgen Zopp noch einmal unter Druck, konnten
aber nicht wirklich in Gefahr gebracht werden. Letztlich konnten Zopp und Kunnap sogar im achten Spiel noch den Aufschlag von Zemlja durchbrechen, so dass ein sehr sicherer und verdienter
Satzerfolg des kompletter und besser wirkenden Teams zu Buche stand.
Wer nun erwartete, dass das estnische Team diesen Schwung mit in den zweiten Satz nehmen konnte, wurde bitterlich enttäuscht: zwar führte Kunnap im ersten
Spiel bei eigenem Aufschlag mit 40-0, doch die Gastgeber luden die Slowenen mit einem Doppelfehler und einem schwachen Volley zum Comeback ein. Letztlich bedeutete ein starker Vorhand-Return
von Gregorc den ersten Breakball für die Gäste in dieser Partie, welcher auch gleich genutzt werden konnte. Die nächsten Spiele gingen dann
sehr ungefährdet an die Aufschläger, so dass letztlich die Esten immer mehr unter Druck geriten. Selbst aus einem 0-30 und einem späteren Breakball im sechsten Spiel bei Aufschlag
Gregorc konnten Kunnap und Topp aber kein Kapital schlagen. Die Slowenen kamen besser ins Spiel und wurden im neunten Spiel bei Aufschlag Kunnap sogar für ihr
solideres Spiel noch ein weiteres Mal belohnt, als der Balte bei Einstand sich den Fauxpas von zwei Doppelfehlern in Folge leistete. Letztlich wäre dieser Satz aber gegen
die soliden Gegner wohl auch nicht mehr zu holen gewesen.
Auch im dritten Satz gerieten die Gäste mit einem frühen Break auf die Gewinnerstraße. Dieses Mal bezwangen sie Zopp, der im vierten Spiel nach Spielbällen noch sein Aufschlagspiel vergab. Das gebotene Tennis
nahm nun nach einer eher mauen Anfangsphase (ich bin hier einfach zu sehr indisches Doppeltennis gewohnt *grins*) immer mehr an spielerischer Fahrt auf. Auch der Dritte Satz ging am Ende an die Gäste und war an
Souveränität kaum zu überbieten: kein einziger Breakball gelang "Eesti" im dritten Durchgang, so dass man von einem ungefährdeten Erfolg durch Gregorc und Zemlja sprechen muss.
Mit einer Niederlage im Doppel hätte man wohl auf estnischer Seite den Gesamtsieg im Vergleich gegen Slowenien ad acta legen müssen - umso mehr waren nun Kunnap und Zopp unter Druck. Doch sie hielten diesem Druck stark: Kunnap begann
den vierten Durchgang mit einem souveränen Aufschlagspiel, zusätzlich hatte man das Glück des Tüchtigen, als im zweiten Spiel Gregorc beim Stand von 30-40 ein Doppelfehler unterlief.
Das Spiel schien nun komplett zu kippen - nicht nur, dass Zopp ebenfalls ganz sicher das dritte Spiel nach Hause servierte, auch Grega Zemlja geriet bei eigenem Aufschlag
unter Druck: 0-40, drei Breakbälle, der vierte Satz war somit praktisch gelaufen. Sicherlich agierten die Slowenen in den folgenden vier Punkten souverän und hatten bei einer Rückhand von Zopp, die knapp ins
Netz ging, auch das nötige Glück, letztlich hätten die Gastgeber aber hier das Spiel einfach machen müssen, zumal sie noch einen zweiten Einstand erzwangen. Statt ein Ausrufezeichen zu setzen und mit Schwung in den fünften Satz zu gehen,
hatte man nun den Gegner wieder starkgemacht. Zwar war Kunnap auch in seinem zweiten Aufschlagspiel des Satzes souverän, vergab dann aber nervös die Chance, bei Gregorcs Aufschlag ein 15-30 zu erzwingen. Plötzlich waren die Gäste wieder das bessere Team auf dem
Court. Zopp brachte nach 0-30 zwar noch gerade so seinen Aufschlag durch , so dass Estland mit 5:2 führte, doch bei Kunnaps darauffolgenden Aufschlag zum Satzgewinn wahrten die Slowenen ihre Chance: Kunnap lag bereits
0-30 zurück, die Esten hatten es einem slowenischen Fehler sogar zu verdanken, dass sie nicht mit 15-40 in eine sehr brenzlige Situation gerieten. Doch es gab trotzdem Breakbälle: den ersten machte Jürgen Zopp bei 30-40 mit einem tollen Lob zunichte, den zweiten
vergab Gregorc ohne jeden Druck, den dritten besorgte Kunnap dann aber selber und machte erneut einen Doppelfehler in einer unnötigen Situation. Die Slowenen waren nun im Aufwind, hatten plötzlich wieder Chancen in einem praktisch schon verlorenen Satz. Doch sie sollten an diesem Tage einfach kein Glück haben:
auch beim Stand von 5:5 hätte es gegen den Aufschlag von Zopp 15-40 stehen müssen, doch der Service, der weit im Aus war, wurde zur Empörung der Gäste gutgegeben. Wie schon am Vortage folgten freche Gesten gegen das Linienrichtergespann -
dass sich Tennisspieler so viel gegenüber den Unparteiischen herausnehmen dürfen, ohne dafür auch nur ermahnt zu werden, zeigt eine gewisse Hilflosigkeit der IFF-Umpire - und des Regelwerks. So zitterte sich Zopp durch seinen
Aufschlag und da Zemlja völlig problemlos sein Aufschlagspiel halten konnte, musste der Tie-Break entscheiden. In den ersten sechs Punkten passierte nichts Erwähnenswertes - lediglich ein geradezu
genialer Volleystopp von Zopp bei eigenem Aufschlag brachte die Halle zum Toben. Gleich nach dem Seitenwechsel fiel dann aber das erste Mini-Break gegen den Aufschlag von Zemlja, doch beim darauffolgenden zweiten Punkt bei Aufschlag Kunnap
zielte dieser einen Schmetterball so schlecht, dass er Gregorc die Chance zu einem - zugegebenermaßen genial gespielten - Block zuließ. Der Tie-Break war wieder offen. So schlug Gregorc beim Stand von 5-5 auf, sein erster Aufschlag scheiterte, die Esten machten Druck gegen
den zweiten Serve und konnten den Punkt mit einem Smash von Zopp einheimsen. Zopp hatte dann auch die Ehre, den Satz, in dem es sich die Esten so unglaublich schwer gemacht
hatten, abzuschließen - stilvoll erledigte er dies mit einem As.
So ging es in den Schlusssatz, über den es zunächst einmal aus den ersten sechs Spielen wenig Aufregendes zu berichten gibt. Lediglich
einmal wurden wieder die slowenischen Gemüter über eine Schiedsrichterentscheidung erhitzt - dass Gregorc ungestraft mit dem Schläger aufs Netz hämmern durfte und dabei
dem Schiedsrichter hämischen Beifall klatschte, soll hier lediglich eine Fussnote der Fassungslosigkeit sein. Dann kam das "ominöse siebte Spiel". Bei Aufschlag Gregorc und dem Spielstand von 0-15 nahm Zemlja einen Ball, der klar ins Aus gegangen
wäre - das 0-30 war die Folge. Da sich Gregorc dann auch noch einen Doppelfehler leistete, gab es drei Breakbälle für die Esten. Letztlich wurde unter erneutem Protest der Slowenen der zweite Breakball verwandelt, so dass die Esten nun mit mehr als einem Bein auf der Siegerstraße
waren. Letztlich brachten Kunnap und Zopp ihre folgenden Aufschläge ganz sicher durch, so dass sich in Tallin plötzlich eine Daviscup-Sensation anbahnte.
Während die Esten schon lange mit den Sieger-Interviews beschäftigt waren, haderte das slowenische Team och lange Zeit mit dem Oberschiedsrichter. Unter dem Strich gewann der Underdog dank einer Daviscup-hochwürdigen
Kampfesleistung - unter dem Strich zeigten die Esten aber auch das bessere Doppeltennis gegen die technisch (außer im Volley) etwas überlegen
scheinenden Gäste in einem Tennis-Marathon über fast drei Stunden. Völlig überraschend standen somit die Slowenen am Schlusstag unter
gehörigem Druck.
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