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Spiel 2 - und jetzt durfte auch die ungarische Nummer 1, Kornel Bardoczky, in den Ring steigen. Sherif Sabry
war sicherlich eine lösbare, wenn auch nicht zu unterschätzende Aufgabe. Durch den starken Auftritt von Sebo Kiss
war Bardoczky nun in einer sehr komfortablen Situation - ein Sieg wäre schon ein enormer Schritt in die nächste Runde,
eine Niederlage gegen Sherif Sabry würde den Spielstand aber lediglich auf das "normale" 1:1 nach dem ersten Tag
zusammenschmelzen lassen.
Doch zunächst wurde der Spieler der Gastgeber seiner Favoritenrolle voll und ganz gerecht: in den ersten beiden Spielen des Matches
hatte Sabry keine Chance und verlor gleich im zweiten Spiel seinen Aufschlag. Doch anstatt den Rhythmus zu halten, schaltete Bardoczky
einen ganz zurück. So schlecht war Sabry dann aber nicht - und Bardoczky verlor sofort im Anschluß ebenfalls das Aufschlagspiel. Dies hatte dem
Ägypter deutlich Selbstvertrauen gegeben. Fortan fanden sich im ersten Satz zwei absolut gleichwertige Gegner.
Sabry kam immer besser ins Spiel und war gegen Ende des Satzes sogar der bessere Spieler. So war es auch nicht verwunderlich,
dass dieser für sein Spiel belohnt werden würde. Elftes Spiel, 5-5, Aufschlag Ungarn, Spielstand 0:40 - gleichbedeutend mit drei Breakbällen
für den Ägypter. Ein wunderschöner Passierschlag bedeutete das Break im zweiten Breakball für den Ägypter, der nun 6-5 führte und
zum Satzgewinn aufschlug. Doch zum Leistungssport, gerade zum Tennis gehören zwei Komponenten: einmal das "handwerkliche" Können, zum anderen
die durch Erfahrungen gestählte Psyche. Mit dem ersten konnte der Ägypter glänzen, doch die Psyche versagte ihm. Er hatte zwar bei 40:30 Satzball, gab dann aber
drei Punkte in Folge ab und musste so in den Tie-Break. Irgendwie symptomatisch war dann der Verlauf des
Entscheidungsspiel: nachdem sich die beiden Spieler in den ersten sechs Punkten gar nichts schenkten und mit 3:3 in den Seitenwechsel gingen,
brach Sabry danach ein und verlor 6:7(4:7).
Im zweiten Satz brach der Ägypter dann total ein: zu Satzbeginn war Sabry trotz eines Breaks gegen seinen Aufschlag im ersten Spiel
noch halbwegs gleichwertig, danach ging es mit ihm bergab. Sicherlich war er nicht so schlecht, wie das letzliche
Ergebnis von 6:1 für Ungarn vermuten lässt, aber Bardoczky hatte im zweiten Satz deutlich weniger Probleme
als im vohergehenden Durchgang.
Auch im dritten Satz schien es so weiterzugehen: nachdem Bardoczky zunächst im ersten Spiel kein Problem hatte, seinen Aufschlag nach Hause zu bringen,
hatte er im zweiten Spiel sieben Breakbälle gegen Sabrys Aufschlag. Doch manchmal war der Ägypter stark, manchmal Bardoczky schwach und beging Fehler. Am Ende konnte
Sabry ausgleichen und schien dadurch nun deutliches Selbstbewustsein getankt zu haben. Auch im sechsten Spiel führte er beim Stand von 3-2 für die Ungarn
und eigenem Aufschlag wieder sicher 40:0, doch dann folgte wieder ein plötzlicher und unverständlicher Eindruck. Aus 40:0 wurde viermal Vorteil Ungarn, aus dem
vierten Vorteil wurde ein Break und die 4-2-Führung für Bardoczky. Diesen Vorsprung brachte Ungarns Nummer 1 etwas wackelig nach Hause.
Am Ende war ich von der Leistung von Kornel Bardoczky doch etwas enttäuscht. Ungarns Spitzenspieler konnte nur im zweiten Satz für längere Zeit wirklich gutes Tennis
bieten, auf der anderen Seite stand der junge Ägypter, der sein Leistungsvermögen doch wohl deutlich länger ausschöpfte und auch mehr
Kampfgeist zeigte. Doch der Ungar hatte einfach mehr Erfahrung und versemmelte nur dann reihenweise Chancen, wenn es ihm nicht so wehtat.
Mit den beiden Siegen im Einzel war wohl schon die Vorentscheidung gefallen. In allen drei folgenden Matches hatte man nun sozusagen
"Matchball", um in die nächste Runde einzuziehen. Für die Ägypter musste es nun schon ein kleines Tennis-Wunder sein.
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