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Nach dem Sieg im Doppel waren die Vorzeichen klar: Portugal musste schon auf das "Wunder von Esch" hoffen -
denn so, wie Gilles Muller bisher an diesem Wochenende aufgetreten war, konnte sich Rui Machado nur sehr geringe
Siegchancen ausrechnen. Aber der Daviscup hat seine eigenen Gesetze, außerdem konnte sich Machado am Vortag
ausruhen und sich auf das Duell mit dem Luxemburger Tennishelden in Ruhe vorbereiten.
Und so gab es an sich für den Portugiesen nur eine Marschroute: Angriff pur auf Gilles Muller und versuchen,
das Spiel des Favoriten unter Druck zu setzen. Nach den ersten beiden Spielen, die der Aufschläger jeweils sicher
für sich entscheiden konnte, schien dies auch zu gelingen: 1-1, Gilles Muller am Aufschlag. Zunächst
schien Muller dem Druck des Portugiesen standhalten zu können, aber steter Tropfen höhlt nunmal den Stein - das scheint auch in Luxemburg
zu gelten. Aus einem 40:15 wurde ein Deuce, aus dem Einstand wurde zweimal ein Vorteil Portugal - aber das wars dann auch. Mit mehr Glück
als Verstand und ein paar knappen Punkten brachte Muller seinen Aufschlag durch und konnte zum 2-2 ausgleichen. Machado hatte mit
seinem Aufschlagspiel deutlich weniger Probleme und konnte so die nächste Attacke auf den Aufschlag des Luxemburgers vorbereiten.
Und wieder schien diese effektiv: Rui Machado laß die Aufschläge des Gegners exzellent, konnte sofort den
entsprechenden Druck aufbauen und hatte somit bei 15:40 wiederum zwei Breakchancen. Es passte irgendwie zu diesem Match, nein, zu der
gesamten Begegnung Luxemburg - Portugal, dass Machado auch diese Chance versiebte: erst machte Muller die beiden Breakbälle zunichte - und
weil es so schön war, gönnte er dem Portugiesen auch einen dritten Breakball - und den danach folgenden Mißerfolg, bevor er das Aufschlagspiel nach
Hause schaukelte. Fünf Breakbälle in zwei aufeinanderfolgenden Spielen zu versieben, dass darf im Daviscup nicht passieren - und wurde bitter bestraft:
bis auf ein kleines Spannungs-Intermezzo im achten Spiel, in dem die Gastgeber drei Breakchancen vergaben, schaukelte sich das Spiel langsam, aber sicher
dem Tie-Break entgegen. Dieser ist leider schnell erzählt: es war bezeichnend, dass bis zum 6-2 der einzige Punkt des Portugiesen
aus einem Doppelfehler von Muller resultierte - dem Luxemburger gelang alles, dem Portugiesen nichts. Dieses Phänomen muss man wohl
unter dem Punkt "mehr Erfahrung" verbuchen. So zitterte sich Gilles Muller durch den ersten Durchgang.
Der erste Satz war spannend, der zweite Satz war spannender - und begann gleich mit einem Kracher: erstes Spiel, Aufschlag Portugal, 40:0. Nichts besonderes?
Doch! Rui Machado vergab erst zwei knappe Punkte, verschoß dann noch - so würde mann es im Fußball wohl nennen - einen Elfmeter und schenkte so
dem Gastgeber den Einstand. Einem geschenkten Gaul schaut man auch in Luxemburg nicht ins Maul - und so nahm Gilles Muller gleich den Vorteil Luxemburg und das
anschließende Break mit. Bei dem anschließenden eigenen Aufschlag wirkte er sehr sicher, so dass es umso erstaunlicher war,
dass der Luxemburger im vierten Spiel beim Stand von 2-1 und 30:15 plötzlich einknickte. Machado machte drei Punkte in Folge und glich den zweiten Satz wieder
mit dem Re-Break aus, alles schien wieder offen. Doch es kam noch dicker für die Luxemburger: nachdem Machado
seinen Aufschlag sicher nach Hause brachte, stand es bei Aufschlag Muller 0:40. An sich müsste es Muller
doch Selbstvertrauen geben, dass er alle drei Breakbälle abwehren konnte - stattdessen erlaubte sich der
Luxemburger zwei Doppelfehler bei Einstand - und schenkte damit das Spiel doch noch her. Aus einem 0-2 aus seiner Sicht machte Machado so ein
5-2, zumal er das anschließende Aufschlagspiel sicher nach Hause brachte. Zwar hatte auch Muller in seinem Aufschlagspiel
keine Probleme, aber Machado schlug nun zum Satzgewinn beim Stand von 5-3 auf. Zwar bekam dieser seinen 1. Aufschlag nicht in den Griff,
trotzdem hatte der Portugiese beim Stand von 40:30 Satzball. An sich müsste man den Satz "es passte zu diesem Wochenenende nun wiederholen" -
um die Portugiesische Seele nicht zu strapazieren, fasse ich den Rest vom zweiten Satz kürzestmöglich zusammen:
Muller machte drei Punkte in Folge, holte das Break, rettete sich in den Tie-Break und ließ auch dieses Mal Rui Machado keine Chance (7:2 im Tie-Break). Sehr wohlwollend
könnte man Machado noch attestieren, dass er den ersten Satz unglücklich verloren habe - den zweiten Satz hatte der Portugiese aber auf jeden Fall verschenkt!
Im dritten Satz passierte dann das erwartete: der Wille des Portugiesen war gebrochen - er konnte letztendlich glücklich damit sein, dass Muller beim Stand von 0-5, Aufschlag
Machado, einen Matchball vergab und erst im siebten Spiel den Einzug in die zweite Runde perfekt machte.
Luxemburg war am gesamten Wochenende in den entscheidenden Momenten das bessere Team, Portugal war hingegen oft nicht wirklich schlechter,
aber viel zu anfällig für Fehler, dass sie die Entscheidung im fünften Spiel verdient gehabt hätten. Luxemburg wird nun in der zweiten
Runde nach Italien reisen - und Portugal wird ihnen die Daumen drücken, da bei einem Luxemburger Sieg die Portugiesen aufgrund des
merkwürdigen Daviscup-Modus voller Freilose in der Europa/Afrikagruppe eine zweite Chance hätten, den Abstieg zu vermeiden.
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