Ungarn - Japan 2:3 (0:1, 2:1, 0:1)

Zu Beginn des letzten Vorrundenspieltages freute ich mich sehr auf die B-Gruppenpartie zwischen Ungarn und Japan. Sicherlich, Ungarn war in dieser Begegnung klarer Favorit, doch trafen für mich die beiden sympathischsten Mannschaften der B-Gruppe aufeinander: die Asiatinnen waren mit ihrem unbedingten Kampfeswillen und ihren Dauergekreische auf dem Spielfeld, was schon Boygroup-Konzert-Charakter darstellte, zu einem der Lieblinge der Zuschauer und der Presse mutiert, während das Team der Ungarn auch abseits des Feldes viele Sympathien gewinnen konnte. Ein Punkt würde den Ungarn reichen, um als Gruppenerster das Halbfinale, wohl gegen Deutschland, klarzumachen - aber dass es eher zwei Punkte auf der Habenseite werden würden, daran zweifelte wohl niemand ernsthaft.
Diese Zweifel wurden aber schnell immer größer. Japan zeigte ein brutal starkes Spiel: über weite Strecken der Partien spielten die Asiatinnen Pressing, waren aber in der Defensive immer wieder schnell extrem kompakt, schlossen Lücken in der Abwehr und stellten für die Ungarn einen extrem unangenehmen Gegner da - Coach Takanobu Yoshinho hatte sein Team nahezu perfekt eingestellt. Ungarn agierte hingegen nervös und schien nicht mit der Situation zurecht zu kommen, nur sehr selten eigene Angriffe lancieren zu können. Zu Beginn hielt aber die ungarische Abwehr noch alle Angriffe sicher ab. In der 16. Minute tauchte dann aber Yui Takahashi nach schöner Vorarbeit von Ayako Takahashi völlig frei vor Szilvia Sári auf - dieses mal hatte die ungarische Torhüterin von Hammarby IF, die im direkten Duell der wohl besten Torhüterinnen der B-Gruppe Ai Hirano in nichts nachstand, keine Chance. Da auch zwei Überzahlsituationen durch Ungarn nicht genutzt werden konnten, gingen die Japanerinnen mit einer verdienten Führung in die Pause.
Die Ungarinnen kamen mit Zug aus der Kabine und wurden gleich nach 43 Sekunden mit dem Ausgleich durch Katalin Ambrus belohnt. Doch Japan schaffte es erneut, in Führung zu gehen - dieses mal traf Asami Morimoto in der 34. Minute. Nur drei Minuten später glich die starke Vivien Kovacs, die auch zu Ungarns MVP gewählt wurde, wieder aus und stellte so den 2:2-Pausenstand her.
Im dritten Drittel das gleiche Bild: Japan spielte unermüdlich ein starkes Spiel, die ersten Minuten des Schlussdrittels fanden mehrheitlich in der ungarischen Hälfte statt. Ungarn, denen das Remis zum Gruppensieg gereicht hätte, spielte aber plötzlich offensiver und wurde so anfällig für die gefährlichen japanischen Konter. In der 52. Minute konnte Sari eine japanische Stürmerin frei vor dem Tor nur noch von den Beinen holen - den fälligen Penalty verwandelte die japanische Kapitänin Miho Handa ganz sicher. Zwar hatte Ungarn in der 55. zwei Großchancen durch Anita Antal, danach brachten die Japanerinnen diesen hochverdienten, aber für sie völlig nutzlosen Sieg nach Hause.
Nach dem Spiel versammelten sich beide Teams noch zu einem gemeinsamen Mannschaftsfoto - eine faire Geste, die nicht unerwähnt bleiben darf. Mit dieser Niederlage trifft Ungarn als Gruppenzweiter überraschend auf Polen, die Niederländer dürfen sich im "Derby" mit der deutschen Mannschaft auseinandersetzen. Japans Sieg fiel aus Sicht der Asiatinnen zu knapp aus, sie werden ins Spiel um Platz 15 mit dieser Leistung aber als hohe Favoriten auf den dritten der Gruppe D, vermulich Australien, treffen.